Die Orgelbauer Hanser und Kiene
Nach mündlicher Überlieferung beschäftigt sich Gebhard Kiene (1748 - 1814 ) in Amtzell im Allgäu seit 1781 mit dem Orgelbau. Er wird in den Kirchenbüchern als Orgelmacher bezeichnet. Es ist sicher anzunehmen, daß er das Handwerk bei seinen Vettern Raymund Hanser ( 1734 - 1800 ) und Moritz Hanser ( 1737 - 1817 ) erlernte, von denen in den Kirchenbüchern vermerkt ist:" Im Aus- und Inland beliebt, als Künstler und Verfertiger der Orgeln und Klavierinstrume
nte unvergesslich". Der Orgelbau in der Familie Hanser wurde von Franz Hanser ( 1697 - 1750 ) begründet.
Der Sohn von Gebhard Kiene, Johann Franz
Anton Kiene ( 1777 - 1847 ) beruft sich ebenfalls auf seine Lehrjahre ( 1802-04 )
bei den "berühmten Orgelbauern Gebrüder Hanser in Singenberg bei Amtzell".
1808 heiratet er und zieht nach Kisslegg. 1828 verlegt er die Werkstatt anläßlich des
Baus der dortigen Orgel nach Langenargen am Bodensee. Er baut zahlreiche Instrumente im
gesamten Bodenseeraum, von Bayerisch Schwaben über Oberschwaben, die Nordostschweiz bis
nach Vorarlberg. Stilistisch zeigen seine kühnen Prospektgestaltungen mit geschweiftem
Grundriß, gliedernden Säulen, Prospekttürmen und -feldern den Einfluß eines Josef
Gabler. Die Wertschätzung für diesen Orgelbauer bringt er auch in Schriftstücken zum
Ausdruck.
Johann Nepomuk Kiene (1812 - 1902 )
setzt die Tradition fort.
Seine Prospekte zeigen stilistisch noch die Verbindung zum Vater, werden aber in ihrer
Formsprache zunehmend vom Historismus beeinflußt.
Er baut 1855 seine erste Kegellade, bleibt aber danach meist bei der Schleiflade.
Johann Franz Anton Kiene
( 1845 - 1908 ) geht nach der Ausbildung in der väterlichen Werkstatt auf Wanderschaft.
Er beschreibt in seinem Tagebuch die Eindrücke und Erfahrungen bei verschiedenen
Orgelbauern ( z.B. Forell in Freiburg, Förster in Lich und Ladegast in Weißenfels ). Er
arbeitet bei Schefold in Biberach und anschließend mehrere Jahre bei Voit in Durlach.
1887 macht er sich in der für den Drehorgelbau bekannten Stadt Waldkirch im Breisgau
selbständig. Im Gegensatz zu seinem Vater baut Anton Kiene nur Kegelladen und wendet 1897
beim Orgelneubau in Glottertal erstmals die pneumatische Traktur an. Die Pläne, die
Werkstatt um einen Maschinenbetrieb zu erweitern, kann wegen seines frühen Todes erst der
Sohn
Rudolf Kiene
( 1888 - 1971 ) vollenden. Ungefähr seit 1925 widmet sich dieser der gewissenhaften
Pflege historischer Orgeln und tritt 1933 für kurze Zeit in Geschäftsverbindung mit den
Gebrüdern Späth in Ennetach. 1968 beendet ein Arbeitsunfall seine Tätigkeit.
In den Werkstattgebäuden macht sich 1986 sein Enkel Wolfram Stützle selbständig.
Wolfram Stützle ( * 1956 ) beginnt nach dem Abitur seine Lehre bei der Fa. Johannes Karl in Aichstetten / Allgäu. Danach ist er bei der Fa. Marc Garnier in Frankreich tätig. Ab 1986 werden für die Fa. Garnier in Waldkirch Truhenpositive und Orgelteile hergestellt. 1987/88 besucht Wolfram Stützle die Meisterfachschule in Ludwigsburg. Er legt die Prüfung mit Auszeichnung ab und erhält eine Begabtenförderung.
.